Wandel durch Begeisterung

Schon das Ende des Mittelalters war keine Zeit für schwache Nerven. Prediger wie der einflussreiche Italiener Girolamo Savonarola sagten deshalb schon das Ende der alten Welt voraus, praktischerweise für das Jahr 1500, vermutlich konnte man sich das damals gut merken. Predigerkollegen von Savonarola wie der Leipziger Dominikanermönch Johann Tetzel verkauften in dieser Zeit Ablässe, eine Art moralischer Schuldenerlass auf Papier, gegen Geld. Wer sie erwarb, konnte sich die Zeit im Fegefeuer verkürzen.

Das es zu jeder Zeit und in jeder Kultur irgendetwas gab, wovor sich die Menschen besonders fürchteten, hat auch den im Jahr 1980 als Anti-Atomkraft- und Umweltpartei gegründeten Grünen in mehr als 4 Dekaden regen Zulauf und etliche, auch bürgerliche Wählerstimmen gebracht, haben sie zu einer politischen Macht in Deutschland werden lassen.

Nun ist es aber auch so, dass nahezu alles im Leben auch immer eine Kehrseite hat, und ohne die Angst vor dem Fegefeuer hätten wir heute keinen Petersdom und ohne die Grünen hätten Natur und Umwelt in unserem Bewusstsein nicht die herausragende Bedeutung, die sie verdienen.
Mittlerweile jedoch dämmert es immer mehr Menschen, die den Grünen oder ihren Vorfeldorganisationen oft eine gewisse Sympathie entgegenbrachten, dass das ein oder andere beschworene Katastrophenszenario entweder doch nicht bevorsteht oder die Mittel zu seiner Vermeidung mit den Prinzipien von freiheitlicher Demokratie und sozialer Marktwirtschaft nur noch wenig zu tun haben.

Damit sind nicht nur die erpresserischen Aktionen der sogenannten Klimaaktivisten und deren auf eine öko-sozialistische Gesellschaftsordnung zielende Parolen gemeint. Auch das nicht zu Ende gedachte Gebäudeenergiegesetz erscheint als Spitze einer Entwicklung, die bei vielen ein – milde ausgedrückt – ungutes Gefühl hinterläßt.

Wer so ein Gesetz macht, hat offenbar keine Ahnung von dem, was er tut“, höre ich aus der Branche und „wer soll sie ab dem 1. Januar 2024 denn einbauen, all diese neuen Heizungen?“ Aktuell fehlen ja noch Zehntausende von Installateuren in unserem schönen Land. Diesen Mangel wird auch die versprochene, hohe Förderung nicht heilen, und zudem ahnen wir bereits jetzt, dass die Öffnung der staatlichen Geldschleusen über die Bau- Energie- und Heizungsindustrie die nächsten Milliarden-Subventionsbetrügereien nach Corona zur Folge haben wird.

Im Zweifel aber, so scheint es, nutzt man politische Gestaltungsmacht, heißt: will man die Menschen zu Ihrem Glück zwingen. Dabei lässt nicht erst die Amigo-Affäre um den Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und seinen Trauzeugen die beschworene Rettung des Klimas immer mehr als Mittel zum Zweck erscheinen, wenn es um Posten, Macht und satte, staatliche Gehälter und Pensionen geht. 

Und dieses „Klima“, vielleicht lässt es sich selbst auch gar nicht nicht schützen. „Es wandelt sich schon ohne unseren Einfluss permanent und seit Millionen von Jahren“, sagt auch die Bergsteigerlegende Reinhold Messner, der sich den Großteil seines Lebens wilder Natur aussetzte und von ihr noch mehr verstehen dürfte, als so manch in Natur- und Umweltschutz engagierter Großstadtmensch. Diese Natur aber und die Artenvielfalt auf unserem Planeten, die gelte es zu schützen.

Genau dafür sollten wir unsere Kräfte aktivieren, die erforderlichen Technologien entwickeln und stetig weiter voranbringen, jedoch ohne uns dabei abzuschaffen. Der damit einhergehende Wandel auch in unserem Bewusstsein wird nicht durch Befehl von oben und nicht durch staatliche Bevormundung oder Verbote gelingen, sondern durch die Begeisterung der Menschen für das Erreichen gemeinsamer großer Ziele.

Die Politik sollte endlich begreifen, dass sie ihren Bürgern auch hier vielmehr zutrauen darf.

In diesem Sinne

Ernst-M. Ehrenkönig

CEO & Managing Partner

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