Wenn der Zweck die Mittel heiligt

Oder besser „der Zweck heiligt die Mittel“, denn dieser Satz wird dem im 15. Jahrhundert in Florenz lebenden italienischen Staatsphilosophen Niccolo Machiavelli zugeschrieben. Und tatsächlich gab es in der Geschichte der Philosophie kaum einen Denker, der mit einer solchen Offenheit, Aufrichtigkeit und Unverschämtheit die Vorteile von Lügen, Intrigen und inszenierter Tugendhaftigkeit der Herrschenden analysierte wie er. Nicht nur die Tyrannen aller Zeiten leben bis heute seine Prinzipien, auch gewählte Volksvertreter in Demokratien nutzen die in seinem berühmten Werk „Der Fürst“ beschriebenen Mechanismen immer wieder zur Durchsetzung ihrer Ziele.

Wie dummdreist das allerdings in der Praxis dann geschieht, das machte mich kürzlich zumindest für einen Moment doch sprachlos. So pries im Windschatten des von Wirtschaftsminister Habeck initiierten Gesetzesentwurfs zum Verbot von Öl- und Gasheizungen ein Abgeordneter des deutschen Bundestages vor wenigen Tagen die Wirksamkeit von Wärmepumpen in alten wie in neuen Häusern auch ohne zusätzliche Dämmung. Die auf Twitter beigefügten Fotos eines alten Bauernhauses und eines Reihenhauses sollten die angeblich von einem Energieberater bestätigten Ergebnisse belegen. Mit „Grips statt Klimaschmutzlobby“ endete der Tweet und hatte damit für Kritiker des neuen Gesetzes auch gleichzeitig die passende Herabwürdigung gefunden.

Um so mehr wunderten sich einige kritische Leser über die technischen Ungereimtheiten des Beitrags. Und über die Fotos der nun angeblich mit Wärmepumpen beheizten Gebäude, die so gar nicht zum Text passten. Weil Suchmaschinen bekanntlich ja (fast) alles finden, war denn auch schnell ermittelt, dass der Volksvertreter die Bilder der Häuser einfach aus Wikipedia herauskopiert hatte. Dabei hatte er im Tweet noch behauptet, dass es bei den gezeigten Gebäuden weitere Stellschrauben gebe, die ein guter Energieberater sehen wird. Er werde es beobachten.

Spott ergießt sich nun im Netz über den Mann und seine Loblied auf die Wärmepumpe. Nicht unverdient möchte man sagen und könnte lachen über diese ganze Geschichte aus dem berühmten Paulanergarten. Lachen, wenn im offenen Terminkalender des MdB nicht das Treffen mit den Lobbyisten des Bundesverbands Wärme e.V. vermerkt wäre. Lachen, wenn hinter dieser Aktion nicht eine ideologiegetriebene Agenda stände, die in ihrer maßlosen Übertreibung unseren über Dekaden erarbeiteten Wohlstand und sozialen Frieden gefährdet.

Wenn ein Mitglied der Regierungsfraktion also derart plumpe Fälschungen ins Netz stellt, ahnen, nein, wissen wir, was von manch anderem „Experten“ aus dem gleichen Umfeld zu halten ist, Experten, die die praktischen Probleme, die Kosten und die finanziellen Folgen des neuen Gesetzes kleinreden. Sie alle schaden der Glaubwürdigkeit der Politik und machen einen Kompromiss zwischen grüner Vision und gebauter Wirklichkeit so immer schwieriger. 

Was können wir also tun?

Zum Beispiel unsere Volksvertreter daran erinnern, dass es nicht um den Sieg einer Ideologie geht, der sie anhängen. Sondern um das Wohl der Menschen, für die sie und die für sie (!) arbeiten und von denen sie bezahlt werden, jeden Monat mit rund 15.000 € zzgl. verschiedener Zusatzleistungen für jeden der 598 Bundestagsabgeordneten. Dass sie uns nicht für dumm verkaufen sollen. Dass sie Leistung bringen und transparent arbeiten müssen. Und dass sie ehrlich sind. Das alles dürfen, ja müssen wir verlangen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 

In diesem Sinne

Herzlich Ihr

Ernst-M.Ehrenkönig

CEO & Managing Partner

Anmeldung zum Newsletter

Der besondere Blick aus der Hauptstadt, mit Markttrends und politischen Hintergründen. Abonnieren Sie jetzt unseren kostenlosen Newsletter!