RHEditorial 12. August 2020

ICH WEIß, DAß ICH NICHTS WEIß

Die Globalisierung hat längst einen Prozess in Gang gesetzt, der es uns immer schwerer macht, Ursachen und Zusammenhänge von Geschehnissen  zu erkennen. „RERUM COGNOSCERE CAUSAS“ zu Deutsch „Die Ursachen der Dinge erkennen“, ist seit Jahrzehnten das Leitmotiv einer großen Berliner Tageszeitung und drückt unseren Wunsch, die Welt zu verstehen, vortrefflich aus.

Auch diese organische Kleinststruktur, die nur durch das Elektronenmikroskop sichtbar wird und dennoch seit mehr als einem halben Jahr globale Verwerfungen bislang unbekannten Ausmaßes verursacht. Woher kommt dieses Virus, das sich in wenigen Wochen auf der gesamten Erde verbreitet hat? Schützen uns Masken und Abstand ausreichend? Wann wird es einen Impfstoff geben? Schaden uns die beschlossenen Maßnahmen bereits mehr als Sie uns nützen? Ist Covid 19 tatsächlich so gefährlich oder wird es von Menschen dazu gemacht? Wie schützen wir uns vor der Angst davor?  Und wie schützen wir uns vor denen, die von dieser Angst profitieren?

Homo Sapiens begann einst als Beutejäger und machte sich in rund 100.000 Jahren die Erde und alle seine Mitgeschöpfe untertan. Heute erforscht, erfindet, entdeckt und entwickelt er Technologien in immer schnellerem, atemberaubenden Tempo. Ähnlich schnell vermehren sich auch die Fragen, auf die wir uns Antworten wünschen. Möglichst einfache Antworten, die unser Gehirn nach zehntausenden Jahren der Evolution noch immer am liebsten mag. Waren es früher die Götter, so sollen heute die Logen der Mächtigen und Milliardäre weitgehend alles auf unserer Erde steuern und damit für nahezu alles verantwortlich sein. Zumindest für all das, was uns schadet und wovor wir uns fürchten. Wir, das sind in diesem Moment mehr als 8 Milliarden Individuen und Millionen miteinander verbundener aber auch widerstreitender Interessengruppen. Schwer vorstellbar, all diese steuern zu können, zumindest für diejenigen von uns, die ihr Denken nicht durch „glauben wollen“ ersetzen.

Was können wir tun ? Erinnern wir uns, die wissenschaftliche Revolution begann vor rund 500 Jahren mit dem Eingeständnis einiger herausragender Menschen, das nicht alles wichtige in den großen Büchern verzeichnet und die Erde vielleicht doch keine Scheibe ist. Dass unser Planet und wir mit ihm eben  nicht der Mittelpunkt des Universums sind. Für seine Forschungen im 16. und 17. Jahrhundert brauchte der italienische Universalgelehrte Galileo Galilei  unerschöpflichen Wissensdurst und mindestens ebenso großen Mut. Nehmen wir uns doch jeden Tag ein wenig von beidem und nehmen wir unsere Unwissenheit als Herausforderung an. Als  Herausforderung, das Unfassbare zu ergreifen in der Erkenntnis, dass es wohl nie ganz gelingen wird.  

Erinnern wir uns dabei an das berühmte „Ich weiß, daß ich nichts weiß“, des griechischen Philosophen Sokrates, sind wir sicher nicht in schlechter Gesellschaft.

In diesem Sinne, und wie immer herzlich

Ernst-M. Ehrenkönig
CEO/ Managing Partner

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